Der Workshop in Berlin will Mauretaniens Manuskripte behandeln und sich mit einer kritischen Auswertung bisheriger Erhaltungsmaßnahmen beschäftigen, um die Entwicklung einer Zukunftsstrategie zu erarbeiten. Mauretanien beherbergt in über 800 privaten Familienbibliotheken Schätzungen zufolge mehr als 30.000 Handschriften. Ein Großteil dieser Manuskripte behandelt religiöse Themen, überwiegend in Form von klassischer islamischer Kommentarliteratur, ferner aber auch Texte zu medizinischen, astronomischen, literarischen und historischen Inhalten. Darüber hinaus werden persönliche Familiendokumente und Kaufverträge aufbewahrt. Diese Bibliotheken stellen einen wichtigen Bestandteil des kulturellen Vermächtnisses des Sahara-Sahel-Raumes dar. Gemeinsam mit Südmarokko, Südalgerien, Südlibyen, Mali, Senegal, Burkina Faso, Guinea, Niger, Nordnigeria, Tschad und Darfur (Sudan) ist durch das Engagement miteinander vernetzter muslimischer Gelehrter und Händler dieses Zeugnis einer uns bis heute noch nicht vollständig erschlossenen Geschichte entstanden. Aufgrund des unterschiedlichen Engagements der daran beteiligten Nationalstaaten ist dieses Erbe allerdings teilweise bedroht. Der Bestand in Mauretanien muss dabei als besonders gefährdet gelten. Eine solche Sammlung vielfältiger schriftlicher Quellen aus verschiedenen Jahrhunderten ist für den afrikanischen Kontinent eine Ausnahmeerscheinung. Die gesammelten Manuskripte umfassen den Zeitraum vom 18. bis zum 20. Jahrhundert, wobei einzelne Texte durchaus auf ein älteres Entstehungsdatum zurückgehen.
Bei dem auf zwei Tage angesetzten Workshop geht es darum, den Stand des Handschriftenerhalts in Mauretanien zu erfassen und einen realisierbaren Plan für die weitere Arbeit zu entwickeln. Beteiligen werden sich Wissenschaftler, die unterschiedliche Kompetenzen mitbringen, um das Material zu erforschen und zu sichern. Wichtig ist dabei die Perspektive, dass die Akteure in Zukunft enger kooperieren, um anstelle von Einzelaktionen ein „Gesamtpaket“ für die Rettungsarbeit vorzulegen. Nur damit sind potentielle Geldgeber zu gewinnen, ohne die der Erhalt der kostbaren Handschriften Mauretaniens nicht möglich sein wird. Die Ergebnisse des Workshops sollen bis Juni 2016 in einer Publikation vorliegen.