Namibia: Brandberg-Traditionen – Lokales Wissen, Geschichten, Namen

2009

Im Norden Namibias haben in mehr als 40 Jahren Harald Pager und später Tilman Lenssen-Erz und Marie-Theres Erz die bis zu 30.000 Jahre alten Felsbilder des Brandbergs dokumentiert und veröffentlicht. Nach Abschluss wird die gesamte Dokumentation an den Staat Namibia übergeben. Jetzt erfährt das Projekt Brandberg eine neue Facette: Auf der Grundlage mündlicher Überlieferungen soll das gesamte lokale Wissen über den Brandberg gesammelt werden, d.h. die naturkundlichen Kenntnisse ebenso wie die geschichtlichen. Konzentriert wird die Sammlung in und um Uis, einem Dorf nahe beim Brandberg. Einheimische, die z.T. schon als Helfer beim Felsbildprojekt beteiligt waren, werden – organisiert in der Körperschaft „Tsiseb Conservatory“ – in dem neuen Projekt zusammen arbeiten. Damit werden zum ersten Mal nicht Europäer oder Nordamerikaner den „Daureb“ (oder „Daures“), wie der Berg in der Damara-Sprache heißt, erkunden, sondern Afrikaner erforschen ihre angestammte Umwelt selbst. Wie wichtig dabei die Berücksichtigung der Sprache ist, beweist z.B. der Name des Berggipfels: „Ganibeb“ bedeutet „Honigberg“ und zeigt an, wo die Bewohner früher ihren Honig holten. Die Kenntnisse, die in solchen Namen und Erzählungen stecken, verschwinden mit den alten Menschen, weil die jungen mit dem Berg nicht mehr in traditioneller Weise leben. Mit den Kenntnissen über Pflanzen und Tiere, über Jagd und Rohstoffgewinnung gehen dann auch jene über die dazu gehörenden Zeremonien und Rituale verloren. Etwa ein Jahr soll das Projekt dauern. Die Ergebnisse werden in einer Broschüre zweisprachig, in Damara und Englisch, publiziert. Damit erfährt die Erforschung der Felsbilder des Brandbergs wesentliche Ergänzungen. Vor allem aber wird dieses gesammelte Wissen weitervermittelt werden können: an Schüler sowie künftige Bergführer für einen umweltfreundlichen Tourismus. Die Besucher des Brandbergs werden mit sachkundigen Begleitern dann zum Kulturerhalt in dieser Region beitragen.

www.fits-training.de
Qualifizierung in Tourismus-Projekten ländlicher Gemeinden. Ein Trainingsprogramm von Marie-Theres Erz.

Uralte Felskunst in Namibia zeigt menschliche Figuren und ein Tier, die in eine strukturierte, rotbraune Oberfläche eingraviert sind und die Brandberg-Traditionen und das lokale Wissen widerspiegeln.

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Kontakt

Logo: Silhouette einer Person mit Text: „Jutta Vogel Stiftung, Kulturerhalt in den Wüsten Afrikas“

Jutta Vogel Stiftung

Prof. Michael Bollig
Institut für Sozial- und Kulturanthropologie
Universität zu Köln
Albertus-Magnus-Platz
50923 Köln

E-Mail: info@jutta-vogel-stiftung.de

Tel.: +49 (0)221 470 76647