Sudan: Rettungsarchäologie am Vierten Nilkatarakt / Sudan

2004

Mit Hilfe der Anschubfinanzierung durch die Jutta Vogel Stiftung konnte im Frühjahr 2004 die erste wissenschaftliche Erkundung gestartet werden, um den bisher am wenigsten bekannten Nilabschnitt zu erforschen: das Gebiet des Vierten Katarakts im Nordsudan. Der Anlass ist der Plan der Regierung in Khartum, zur Energiegewinnung bis zum Jahr 2008 einen riesigen Staudamm zu errichten, vor dem sich ein 170 km langer See erstrecken soll. Die Wasser des Nils werden dann mit den Feldern und Gärten der hier ansässigen Manasir auch Tausende archäologischer Fundstellen von der Altsteinzeit bis hin zum erst christlichen, danach islamischen Mittelalter und der Neuzeit überflutet haben. Damit geht ein reicher Schatz an ur- und frühgeschichtlichen Siedlungen, Gräbern und Felsbildern ebenso verloren wie das letzte auf intensiver Bewässerung beruhende Landwirtschaftssystem einer Kataraktzone in der Wüste. Das Projekt unter Leitung von Dr. Hans-Peter Wotzka gilt der Erforschung eines Gebiets, das mit ca. 40 km² das größte Gebiet der künftig im Stausee versinkenden Nilinseln umfasst, außerdem den rechten Uferabschnitt auf dieser Höhe. Damit ist die Forschungsstelle Afrika des Instituts für Ur- und Frühgeschichte an der Universität zu Köln Teil eines internationalen Rettungsprogramms, zu dem der sudanesische Antikendienst alle Forschungsgruppen und -institutionen aufgerufen hat, die seit Jahren im Land tätig sind. Nach der ersten Unterstützung durch die Jutta Vogel Stiftung hat inzwischen die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) ein auf drei Jahre angelegtes Projekt genehmigt. Dieses läuft unter dem Dach des Sonderforschungsbereich „Kultur- und Landschaftswandel im ariden Afrika“, in dem Wissenschaftler aus Köln seit 1995 in verschiedenen Regionen Afrikas arbeiten. Erste Ergebnisse der Prospektion liegen bereits in Gestalt von 210 neu entdeckten archäologischen Fundstellen vor. An deren Ausgrabung und weiterer Bearbeitung werden Prähistoriker, Archäologen, Geographen und Ägyptologen beteiligt sein, um die letzte Chance zu nutzen, diesen von der Urgeschichte bis heute von Menschen bewohnten besonderen „Gunstraum“ zu erschließen. Die Aussicht erscheint realistisch, mehr über den Naturraum und die Art und Weise zu erfahren, in der Menschen ihn für sich genutzt haben. Bislang wissen wir über dieses Gebiet des Vierten Katarakts sehr wenig, obwohl im zweiten vorchristlichen Jahrtausend das nubische Königreich Kerma und später das Staatsgebiet der Pharaonen die direkten Nachbarn waren. Eines Tages soll ein archäologisch-ethnographisches Museum in El-Mutaga bei Debba die Forschungsergebnisse aller internationalen Arbeitsgruppen für die Öffentlichkeit zugänglich machen.

Zwei Menschen in einem kleinen Boot gleiten friedlich entlang eines ruhigen Flusses, umgeben von grünen Hügeln und Palmen unter dem weiten Himmel des Sudan in der Nähe des Vierten Nilkatarakt.

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Kontakt

Logo: Silhouette einer Person mit Text: „Jutta Vogel Stiftung, Kulturerhalt in den Wüsten Afrikas“

Jutta Vogel Stiftung

Prof. Michael Bollig
Institut für Sozial- und Kulturanthropologie
Universität zu Köln
Albertus-Magnus-Platz
50923 Köln

E-Mail: info@jutta-vogel-stiftung.de

Tel.: +49 (0)221 470 76647