Mali: Traditionelle Musik aus der Wüstenregion Gao / Menaka

2009

Wer von Bamako, der Hauptstadt Malis, nach Gao fahren will, macht sich auf eine lange Reise: nach Osten über Segou, das Zentrum des ehemaligen Bambara-Reichs, vorbei an Djenné mit seiner weltberühmten Moschee geht es über Mopti in den Südteil der Sahara. Die beeindruckenden Hombori-Berge sind passiert, die Fähre setzt über den Niger – hier liegt Gao. Gao hat über 52.000 Einwohner und ist Hauptort der Region Gao. Als Knotenpunkt wichtiger Handelsstraßen entwickelte sich die Stadt im 15. Jahrhundert zu einem Zentrum des Transsaharahandels. Sie war Hauptstadt des Reiches der Songhai, des ältesten schwarz-afrikanischen Volkes in Mali. In einer Kooperation mit dem Nationalmuseum in Bamako hat die Musikethnologin Dr. Edda Brandes in den 90er Jahren eine Dokumentation der traditionellen malischen Musik durchgeführt. Aus dieser Sammlung stammen die Musikaufnahmen aus der Region Gao/Menaka, die jetzt mit Unterstützung der Jutta Vogel Stiftung als CDs veröffentlicht werden. Das Projekt hat das Ziel, die lokale musikalische Tradition zu erhalten. Zu diesem Zweck werden 250 CDs in die Museen und Bibliotheken des Landes gebracht. Neben Touristen werden diese Örtlichkeiten häufig von Lehrern mit Schulklassen und Studenten besucht, so dass die Verbreitung der CDs an diesen Standorten besonders den Einheimischen dient. Die Stiftung unterstützt neben der Produktion der Musik-CD auch die Bereitstellung von drei sog. Abhörstationen für das Nationalmuseum in Bamako, das Sahelmuseum in Gao und eine Bibliothek in Menaka. Der Bevölkerung wird so ihr musikalisches Erbe zugänglich gemacht und mit einer angepassten Technologie in der Region verbreitet. Auch an diesen Standorten werden die CDs hinterlassen. Hier, in der Süd-Sahara, nahe den Grenzen zu Niger und Algerien, leben neben Mauren und Songhai die Tuareg und Bella. Jede Ethnie hat ihr eigenes musikalisches Repertoire, ihre charakteristischen Musikinstrumente und Lieder, deren Vielfalt die CD wiedergibt: Musik der Handwerkskasten, der Fleischer, Maurer und Schuster erklingt ebenso wie die Flötenmusik der Hirten, die Lauten und Wassertrommeln zur Heilung der von den Geistern verursachten Krankheiten ebenso wie die einsaitige Geige der Frauen zum Fest der ersten Mutterschaft. Die Vokalmusik nimmt mit den langen, vertonten Gedichten den bedeutendsten Platz ein. Wenn die besten Sängerinnen und Sänger sich um den Getreide-Mörser tindé versammeln, der als Trommel dient, weben sie mit ihrem melodischen Gesang und dem rhythmischen Händeklatschen einen musikalisch dichten Teppich.

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Kontakt

Logo: Silhouette einer Person mit Text: „Jutta Vogel Stiftung, Kulturerhalt in den Wüsten Afrikas“

Jutta Vogel Stiftung

Prof. Michael Bollig
Institut für Sozial- und Kulturanthropologie
Universität zu Köln
Albertus-Magnus-Platz
50923 Köln

E-Mail: info@jutta-vogel-stiftung.de

Tel.: +49 (0)221 470 76647